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INHALT:

Mal richtig Bayern

Julia Tourist Guide: Ausflug nach Oberbayern

TOEFL-Test

Test of English As A Foreign Language

Energie

Als der Strom eine Farbe bekam ...

Schreibmaschinen-

museum

Tippa, Erika und Mercedes aus Chemnitz

 

 

 

 

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Mal richtig Bayern

Julia-Tourist-Guide: Ausflug nach Oberbayern

Wenn in den Semesterferien die Hausarbeit drückt, Ihr aber trotzdem einmal ein Wochenende raus wollt ... Hier unser Vorschlag: Wandelt auf den Spuren Richard Wagners - diesmal nicht in Bayreuth, sondern an dem Ort, wo seine Phantasie-Welten Wirklichkeit wurden. Schloss Neuschwanstein (in der Nähe von Füssen).

Schloss Neuschwanstein

Romantisch ist der Weg hinauf zum Schloss. Idealerweise stellt man sich vor, die anderen Touristen wären nicht vorhanden. Dann spürt man die Stille, die Verträumtheit dieses königlichen Winkels. Und wenn man ganz genau aufpasst, dann spürt man sie, die Sehnsucht nach dem Paradies ...

Sehnsucht nach dem Paradies ...

"Ludwig II. - Sehnsucht nach dem Paradies" ist eine Hommage an den bayerischen Märchenkönig. Das Musical erzählt mit allen Mitteln der Theaterkunst seine tragisch-dramatische Lebensgeschichte: Kronprinz Ludwigs allzu frühe Inthronisierung, die unglückliche Liebe zu seiner Cousine Sissi, der österreichischen Kaiserin, seine rauschhafte und später enttäuschte Freundschaft zu Richard Wagner, seinen Rückzug in die Traumwelten der Schlösser und Burgen, seine Absetzung und seinen rätselhaften Tod. Das Musical ist kein Historienspiel, sondern ein phantastisches Drama. Bayerns "Märchenkönig" Ludwig II. wird als Visionär lebendig, der Traum und Technik zu versöhnen versucht. Die Zerrissenheit zwischen den Ansprüchen der kriegerischen Realität und der Sehnsucht nach einer harmonischen Welt der Kunst begleitet ihn bis an sein Ende. Der Komponist Franz Hummel zieht alle Register, um ein spät-romantisches musikalisches Flair zu schaffen - manchmal gelingt es ihm auch. Es ist schwierig, bei einem Stück, bei dem Richard Wagner, der Meister selbst, alles halbe Stunde auf der Bühne weilt, keine Vergleiche zu ziehen. Man sollte es auch nicht. Die Arien, Couplets und „Schnaderhüpferl“ sind solide komponiert. Zu bayerischer „Blasmusi“ geben die Herren Minister den Kontrapunkt zum träumerischen weltfremden Ludwig. Was leider fehlt ist der „Gassenhauer“ à la Andrew Lloyd Webber. Wenn man in der Pause auf die Toilette geht herrscht dort Stille, kein Pfeifen, kein Summen des letzten Finales. Die Darsteller Julian Tovey als Ludwig Barbara Buhofer als Sissi und Dietz-Werner Steck als Richard Wagner geben ihre Rollen souverän. Bemerkenswert das Ende: Die Bühne wird geflutet und Ludwig ertränkt sich im Starnberger See. Zum zweiten Applaus ist er wieder da trocken und fidel. „Wie die das wohl hinbekommen haben“, raunt es im Publikum. Die historischen Traumwelten des Märchenkönigs entfalten sich in 29 Szenerien - ohne Vorhang. Die Bühnentechnik ist die neueste und so zaubern sie weite königliche Visionen zwischen Sein und Schein auf der großen Drehbühne. Das besondere Schmankerl für Bayreuth-Kenner: Die Pläne des Füssener Hauses sind an die Pläne Gottfried Sempers für ein Wagner-Festspielhaus in München angelehnt: Mit amphitheatralischem Zuschauerraum und teilweise abgedecktem Orchester. Man sitzt fast wie auf dem Hügel! Wirklich gesehenswet! Ein optimaler Abschluss nach einem Tag „Wandeln durch das Paradies“. ts/tw

Infos

Schloss Neuschwanstein

Liegt ca. 2 bis Zug- bzw. Autostunden von Bayreuth entfernt, am Rande der Notrdalpen.
Unser Tipp: Mit dem Wochenendticket aus München anreisen. Sehr schöner Tagesausflug!
Öffnungszeiten: April–September: 9.00–18.00 Uhr Abendöffnung jeweils donnerstags bis 20.00 Uhr Oktober–März: 10.00–16.00 Uhr Kassenöffnung jeweils 1 Stunde früher
Eintrittspreise: Regulärer Preis: 14,00 DM Ermäßigter Preis: 12,00 DM
Eintrittskarten sind im Ticketcenter in Hohenschwangau erhältlich.
Eine Reservierung von Eintrittskarten ist gegen einen Zuschlag von DM 3,- pro Person zum Kartenpreis möglich.
Tel.: (08362) 9 30 83 - 0, Fax: (08362) 9 30 83 - 20
Internet: www.ticket-center-hohenschwangau.de

Ludwig II. - Das Musical

Man sitzt fast wie in Bayreuth ...

Vorstellungen Dienstag bis Sonntag um 19 Uhr 30, am Wochenende zusätzlich 14 Uhr. Karten ab 85 DM.
Reservierung: Telephon 01805-583944 oder www.ludwigmusical.de (mit näheren Informationen).

Nach der Vorstellung gibt es einen Bustransfer zum letzten Zug nach München.

 

TOEFL-Test

Unüberwindbares Hindernis oder lästiges Übel?

Zunächst einmal Entwarnung. Für all diejenigen, die 9 Jahre Englisch in der Schule hatten und vielleicht sogar English-LK, sollte der TOEFL-Test (Test of English As A Foreign Language) mit ein wenig Vorbereitung kein Hindernis darstellen. Jedenfalls dann nicht, wenn Ihr mit mehr Schlaf in der Nacht zuvor an die Sache rangeht als der Autor dieses Artikels.

Der TOEFL-Test ist Pflicht für alle die in den USA ein Jahr an einer Universität oder einem College studieren wollen. Darüber hinaus macht er sich auch sehr gut, wenn Ihr Euch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten um ein Praktikum oder einen Sommer-Job bewerbt.

Neben dem TOEFL gibt es noch den IELTS (International English Language Testing System) der vom British-Council angeboten wird. Die Engländer sehen einen IELTS-Nachweis lieber als den TOEFL, akzeptieren diesen aber. Andererseits akzeptieren die Amerikaner den IELTS größtenteils nicht. In allen anderen englischsprachigen Ländern werden beide gleichwertig anerkannt. Der TOEFL ist preiswerter als der IELTS. Er kostet US$ 100,- ( ca. DM 190,-). Der IELTS kostet ca. DM 220,-. Darüber hinaus könnt Ihr den TOEFL im Gegensatz zum IELTS, monatlich wiederholen. Es sprechen also viele gute Gründe für den TOEFL.

Der Test wird inzwischen überall in Deutschland computerbasiert durchgeführt. Ihr sitzt mit ca. 15-20 Leuten in einer Art Sprachlabor. Jeder sitzt vor seinem PC und hat je nach Aufgabe entweder Kopfhörer auf den Ohren oder kleine rosa Stöpsel im Ohr, die ja auch in der Juristen-Bibliothek so beliebt sind. Die Juristen können also auch gerne Ihre eigenen mitbringen. Zunächst bekommt Ihr in einem sogenannten TUTORIAL gezeigt, wie Ihr den Computer benutzen müßt. Wer jemals vor einem PC saß und eine Maus bedient hat, kann sich das sparen.

Danach beginnt der eigentliche Test. Dieser gliedert sich in 4 Teile: LISTENING, STRUCTURE, READING und WRITING.

Es beginnt mit dem LISTENING Teil. Hier braucht Ihr die Kopfhörer, denn hier werden euch kurze Sprachsequenzen vorgespielt und Bilder gezeigt, die Fachgespräche auf Universitätsniveau simulieren. Verstehen kann man also nicht alles, da wohl die wenigstens von uns das englische Fachvokabular im Bereich „genetics", „architecture" oder „medieval art" drauf haben. Aber das ist auch nicht nötig, um die Fragen richtig zu beantworten.

Danach kommen Fragen zum Dialog. Alle Fragen im Test sind multiple choice. Da es keine Antworten gibt, die so eng beieinander liegen, daß sie einen verwirren, kann man die richtigen Antworten oftmals mit dem „Ich-streiche-das-was-am-wenigsten-paßt-Verfahren" herausbekommen.

Im STRUCTURE Teil braucht Ihr die Kopfhörer nicht mehr, jetzt kommen die kleinen rosa Stöpselchen zum Einsatz. Ihr bekommt 20 - 30 Sätze auf den Bildschirm. Entweder müßt Ihr die richtigen Worte einsetzen, wieder „multiple choice". Ungefähr so: „Picasso is ... painter I) a II) an III) the IV) as" oder Ihr müßt erkennen, daß ein von vier im Satz unterstrichenen Worten falsch ist. „One kinds of titanium ore that is mined in Florida is excellent for making high-quality metal alloys."

Die „STRUCTURE-" und die „LISTENING- Teile" sind adaptiv, d.h. sie passen ihren Schwierigkeitsgrad den bisherigen Antworten an. Wenn Ihr alles richtig macht, werden die Fragen schwerer und umgekehrt.

Hiernach gibt’s erst einmal fünf Minuten Pause.

Im „READING-Teil bekommt man nacheinander vier Texte plus Fragen mit der Aufgabenstellung: „Which of the following is the main topic of the passage?", „Where would this sentence best fit in the article?" Oder „Which word in the marked paragraph is closest in meaning to ...?" Dieser Teil ist nicht adaptiv. Folglich könnt ihr hier im Gegensatz zu den LISTENING und STRUCTURE Teilen, Fragen auslassen und erst später beantwortet werden.

Zuletzt kommt die WRITING Section. Hier bekommt Ihr ein Thema z.B. „Does TV destroy the communication among family and friends?" und 30 Minuten Zeit. Ihr könnt den Essay am PC oder per Hand schreiben. Beim PC-Essay dauert die Korrektur zwei Wochen, beim Hand-Essay fünf Wochen. Dies ist die einzige Stelle an der Ihr Schmierpapier verwenden dürft. Nutzt dies! Entscheidend für die Bewertung ist, wie strukturiert der Essay ist. Der Computer bricht automatisch nach 30 Minuten ab.

Danach werdet Ihr gefragt, ob Ihr Eure Ergebnisse sehen oder löschen wollt. Wenn Ihr sie löscht, bekommt Ihr Euer Geld allerdings nicht zurück. Ihr seht dann Eure Ergebnisse in den LISTENING- und READING Teilen. Der STRUCTURE-Teil wird zusammen mit dem WRITING-Teil gewertet. Da das Ergebnis für letztere noch aussteht, bekommt ihr hier und beim Gesamtergebnis nur eine „von-bis-Angabe".

Wieder außerhalb des Testraums bekommt ihr eine Punkteübersicht. TOEFL hat vor zwei Jahren auf den computergestützten Test umgestellt. Dabei hat sich die Punktewertung geändert. Die ursprünglichen Ergebnisse um die 500 liegen inzwischen um die 200-300 Punkte.

Ihr habt dann die Möglichkeit bis zu vierAbschriften des Ergebnisses an Einrichtungen Eurer Wahl z.B. das Akademische Auslandsamt der UBT oder an die Uni in den USA schicken zu lassen. Das ist in den $ 100,— enthalten. Ihr solltet dieses wahrnehmen, da sich die Einrichtungen nicht mit einer Kopie Eures Ergebnisscheins begnügen. Eine nachträgliche Anfertigung durch TOEFL kostet $ 15 extra und mindestens 10 Tage Zeit.

Wie meldet Ihr Euch am besten an?

Am schnellsten und unkompliziertesten geht es über diese Telefonnummer in Arnheim, Holland: 0031-26-352-1577 FAX: 0031-26-352-1278. Allerdings braucht Ihr dazu eine Kreditkarte, um der netten Dame am anderen Ende die Nummer zwecks Abbuchung zu sagen.

Test Center sind in: Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Freiburg, Frankfurt, München - Es gibt in der Regel zwei Termine, einen morgens um 09:00 Uhr, und einen mittags um 13:00 Uhr.

Zur Vorbereitung bekommst Du mit der Anmeldung das TOEFL Bulletin. Darin stehen über 40 Essay-Themen. Setz Dich jeweils 30 Minuten unter Testbedingungen hin und schreib zwei oder drei Essays. Für die übrigen Aufgaben kannst Du Dir Material bei TOEFL kaufen oder unter http://www.toefl.org/cbtindex.html bestellen. Wie alles bei TOEFL (Sch... Monopolisten) ist auch dieses teuer. Der TOEFL CD Sampler ist nicht unbedingt zu empfehlen. Er hat für die $ 15,— zu wenig Fragen. Ihr könnt nicht einmal einen ganzen Test durchspielen. Unnötig ist meiner Meinung nach das weitere TOEFL-Material wie z.B. Audiokassetten. Es ist sicherlich sinnvoll sich für die Hörverstehensaufgaben ins Englische einzuhören. Allerdings genügt es, dafür regelmäßig CNN oder NBC zu schauen oder englisches Radio zu hören. 

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Als der Strom eine Farbe bekam ...

Über den Unterschied zwischen gelbem, grünem und Marken-Strom. - Der Wettbewerb auf dem deutschen Energiemarkt

Plötzlich war es finster in Finsternwalde - als die Stadtwerke abtrünnigen Kunden einfach den Strom abschalteten. Böses Spiel des Wechsels. ... Wechseln? Was vor zwei Jahren auf dem Telekommunikationsmarkt für Preiseinbrüche sorgte, schlägt jetzt auch in die Strommonopole ein: Der Wettbewerb. Seitdem hat sich naturwissenschaftlich nichts geändert. Die Elektronen hüpfen nach wie vor von Atom zu Atom, nur in den Köpfen der Marketingexperten hat Strom ein Gesicht bekommen. Er wird jetzt faßbar als „gelb", „blau", „grün" oder einfach als „Markenstrom". Seit dem 29. 4. 1998 gilt das Energiewirtschaftsgesetz.

 

Hurra, der Wettbewerb ist da ...?

Über mehr als fünfzig Jahre galt eine einfache Regel. Strom kauft man bei demjenigen, an dessen Leitung man hängt. Eine Handvoll Konzerne und eine Vielzahl kleiner Regionalgesellschaften und Stadtwerke teilten sich den Markt. Jeder Anbieter hatte in seinem Gebiet das absolute Monopol. Die Preise wurden von Aufsichtsbehörden, den Wirtschaftsministerien der Länder, kontrolliert und lagen in Deutschland besonders für Industriekunden, aber auch für Privatkunden, deutlich über den Strompreisen anderer Industrienationen. Die großen Firmen der Branche kauften sich aus den Gewinnen ganze Konzerne zusammen - man denke nur an VIAG/Veba, RWE & Co.

Seit Sommer letzten Jahres ist das Gebietsmonopol gefallen. Der damalige Bundeswirtschaftsminister Rexrodt setzte eine entsprechende EU-Richtlinie ziemlich freizügig in deutsches Recht um.

Jetzt kann jeder seinen Lieferanten frei aussuchen. Der Preis für die Benutzung der Netze wurde von den Energieversorgungsunternehmen und dem Bundesverband der deutschen Industrie frei ausgehandelt. Herausgekommen ist dabei die „Verbändevereinbarung", die den Transport von elektrischem Strom in komplizierten Formeln regelt.

 

Durchleitung

Technisch wird der freie Zugang zwischen den Stromanbietern durch die sog. Durchleitung geregelt. Strom wird über nationale Entfernungen im Höchstspannungsnetz bereitgestellt, im Hochspannungsnetz weiträumig verteilt, in Mittelspannung bis zu Werksanschlüssen und Straßenzügen geliefert und kommt mit Niedrigspannung in die Häuser. Dabei ließe sich im nachhinein nie beweisen, aus welchem Kraftwerk der Strom gerade kommt. Physikalisch fließen die Elektronen immer den jeweils kürzesten Weg. Genaugenommen wird ein Kunde also im freien Markt den Strom nie wirklich von „seinem" Lieferanten bekommen. Entscheidend ist lediglich, daß der Lieferant (möglichst gleichzeitig mit dem Verbrauch) irgendwo im Verbundnetz die entsprechende Strom-Menge einspeist.

Für den Transport durch das Stromkabel des Stromnetzbesitzers wird dieser eine Durchleitungsgebühr erheben. Diese ist in der Regel in dem Strompreis, den die Kunden zahlen, schon eingerechnet. Die komplette Abwicklung erledigen der bisherige und der neue Stromversorger.

Die Durchleitungsgebühr beträgt im Schnitt etwa 14 Pfennig pro Kilowattstunde.

 

Ökostrom

Physikalisch bestehen zwischen den „Strömen", die in den Haushalten ankommen, kein Unterschied. Der Unterschied, der Strom zu einem besonderen Strom macht, ist der der Einleitung. Mittlerweile gibt es eine Vielzahl Anbieter, die „Öko-Strom" an den Mann und die Frau bringen: Strom aus Wasserkraft-, Biogas-, Windkraft- und Photovoltaikanlagen. Da gerade die beiden letzten Erzeugungsarten in hiesigen Breitengraden (noch) nicht wettbewerbsfähig betrieben werden können, andererseits aber ökologische Sachzwänge für eine Nutzung sprechen, muß die Erzeugung subventioniert werden. Das Stromeinspeisegesetz, 1990 vom Bundestag beschlossen, ist der wichtigste Grundstein zur Finanzierung regenerativer Energieträger. Das Gesetz besagt, daß Stromkonzerne für Strom, der aus erneuerbaren Energien gewonnen und in das öffentliche Netz eingespeist wird, 80 Prozent des durchschnittlichen Strompreises für Endverbraucher zu zahlen haben. Die Regelung sorgte seinerzeit für einen regelrechten Windkraftboom. Die Mehrkosten der Stromkonzerne betragen, eigenen Angaben zufolge, 165 Millionen DM im Jahr 1995. „Öko-Strom-Anbieter sind", so Ralf Bischof, Vorstand der Düsseldorfer Naturstrom AG, „mit Ihrem Konzept auf solche gesetzliche Bevorzugung angewiesen." Dennoch muß für Ökostrom 8 bis 10 Pfennig mehr pro Kilowattstunde gezahlt werden. „Ein lukratives Geschäft", dachten sich einige Produzenten, und weichten den Öko-Strom-Begriff auf. Einige griffen auf „umweltschonende Quellen" zurück. Darunter fielen dann auch effektive Blockheizkraftwerke, die aber CO2 ausstoßen wie alle anderen konventionellen Kraftwerke auch. Andere bauten auf das WORT „Energie-Mix", wo auch ein bisschen Atomstrom nicht schadet, zumal der ja garantiert CO2-frei produziert wird. Wie „öko" der Strom nun auch ist, die 8 bis 10 Pfennig Preisaufschlag sind nach Meinung der Verbraucherzentrale Hessen zu überteuert. Die von den Erzeugern veranschlagten Transport- und Zusatzkosten seien nicht so hoch wie angegeben - der Wettbewerb wird es schon richten.

 

Böser Strom

Der Wettbewerb wird 20 bis 50 % Einsparung sowie verbesserte Service-Leistungen bringen. „Gewinnen wird am Ende wie bei der Telekommunikation und bei der Kraftfahrzeugsversicherung der Kunde.", so der Energieexperte der CDU-Bundestagsfraktion Gunnar Uldall. Die Fixkosten drücken die Produzenten: 8 Pfennig gesetzliche Abgaben (Konzessionsabgabe, „Öko"-Energiesteuer, Mehrwertsteuer) sowie 14 Pfennig Durchleitungsentgelt pro Kilowattstunde. „Wenn Sie dann für 24 Pfennig pro Kilowattstunde Tarifkundenstrompreise anbieten, haben Sie gerade mal eine Marge von zwei oder drei Pfennigen für die gesamten Kosten der Stromerzeugung sowie Abrechnung, und Werbung.", so Otto Majewski, Vorstandsvorsitzender der Bayernwerk AG. „Wenn Sie das eine oder andere Niedrigpreis-Angebot der Konkurrenz genau unter die Lupe nehmen, stellen Sie fest, mit wie heißer Nadel genäht wurde."

Große Gewinne sind in solch einem transparenten Markt nicht mehr zu erwirtschaften. „Natürlich ist es ein leichtes, auf französischen Atomstrom zum Preis von vielleicht 2 Pfennig, anstatt beispielsweise 5 Pfennig für Kohlestrom zurückzugreifen.", meinte Harald Petersen, Aufsichtsrat der bayreuther Interstrom AG, bereits vor einem Jahr.

Mit der Osterweiterung der EU kommen noch günstigere (Atom-) Stromanbieter auf den Markt. Die Elektrizitätsriesen haben sich daher schon in Polen und Tschechien eingekauft. Von Westen her drängt der französische Staatskonzern EdF (Electricité de France). „Otto Boom fühlt sich wohl mit Atoomstroom" heisst es schon bei Loriot in den 70ern. Doch Frankreich zögert mit der Liberalisierung seiner Märkte. Das Gesetz schlummert noch in der Nationalversammlung. „In diesen Ländern wird das Monopol soweit wie möglich verlängert und gleichzeitig wird mit Billigstrom der Markt jenseits der Grenze aufgerollt.", so Otto Majewski. Seine Antwort auf die Konkurrenz: „Kernenergie ist der Garant für den günstigsten Strom in Deutschland."

 

Oberfränkischer Strom

In Oberfranken ist alles noch ruhig, „des passt scho". Manfred Zabel von der Energieversorgung Oberfranken (EVO - eine Tochter der Bayernwerke) sieht die Lage gelassen: „Von unseren 350.000 Kunden sind erst 2.000 gewechselt - damit können wir leben. Mit neuen Tarifen haben wir bereits im Sommer reagiert." Sein Kollege Hans Nestmann, Geschäftsführer der Bayreuther Energie- und Wasserversorgung BEW (eine Tochter der Bayreuther Stadtwerke) weist auch auf die außerordentlich niedrige Wechslerrate von 0,3 % der BEW-Kunden hin. „Mit Preissenkungen bis zu 30 % wollen wir die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Wirtschaft stärken." Einen großen Exodus befürchtet er nicht. „Der Kunde setzt gerade in Zeiten der Globalisierung auf gewachsene Beziehungen. Es ist ein enormer Wettbewerbsvorteil gegenüber überregionalen Billiganbietern, wenn der Kunde nicht ein hunderte von Kilometern entferntes Call-Center anrufen muß, sondern der Techniker das Problem direkt vor Ort klären kann.", so Nestmann weiter. „Natürlich spielt der Strompreis eine große Rolle - eine Tatsache der wir mit unseren Tarifsenkungen Rechnung getragen haben." Wechselwilligen werden von der BEW keine Steine in den Weg gelegt, wie dies etwa bei den Hofer Stadtwerken der Fall war.

Ein großes Problem der Stadtwerke ist allerdings die Quersubventionierung des öffentlichen Personennahverkehrs durch die vormals üppigen Überschüsse aus dem Monopol-Stromgeschäft. Die Stadtwerke der Stadt Hagen werden im kommenden Jahr soweit gehen, alle Autobuslinien zu privatisieren. Mit allen sozialen Konsequenzen. Die Autobusfaher fallen dann aus dem Tarif des Öffentlichen Dienstes und verdienen anstatt 56.000 DM nur noch 39.500 DM pro Jahr.

 

Stromhändler, Strombörsianern und andere Glücksritter

Der Wettbewerb liefert Raum für vollkommen neue Geschäftsfelder. Sogenannte Strommakler bieten „Pool"-bildungen von vielen kleinen Kunden an. Hierbei schließen sich Privat- und Gewerbekunden mit ihrem Potential an Stromverbrauch zu einer Gruppe zusammen, die von einem Makler dann vor den Stromkonzernen vertreten wird. Diese können als Kundengemeinschaft mit größerem Kilowattstunden-Verbrauch bessere Konditionen aushandeln.

Solch ein Makler ist die bayreuther Interstrom AG. Gegründet von mehreren ehemaligen Studenten unserer Universität richtet sie sich primär an gewerbliche Verbraucher in Franken und Sachsen. Für private Verbraucher wird in den nächsten Wochen die Internetseite www.STROMratgeber.de eingerichtet.

Weiteres Geschäftsfeld sind Strombörsen. Die erste Strombörse wurde schon 1971 in Schweden eingerichtet. Freikapazitäten und schwankende Angebots- und Nachfragemengen werden für die Absicherung von Liefer- und Kostenrisiken zusammengeführt. Teilnehmer am Börsenhandel können Stromerzeuger, Großkunden, Stromhändler und Weiterverteiler sein.

Mitte 2000 wird wahrscheinlich European Energy Exchange (EEX) in Frankfurt an den Markt gehen. „Die Frankfurter Strombörse wird Herz und Motor des liberalisierten europäischen Strommarktes." meint Markus Süßmann, Geschäftsführer der EnBW Gesellschaft für Stromhandel mbH. „Sie wird damit einen wesentlichen Beitrag zur ständigen Optimierung der europäischen Energielandschaft leisten können - zum Nutzen der Anbieter und der Nachfrager." 

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Tippa, Erika und Mercedes aus Chemnitz

Ein stilles Stück Bayreuth: Das Schreibmaschinenmuseum

Nimmt man den offiziellen Werbeprospekt „Bayreuth: Festspiel- und Universitätsstadt, attraktiv und mittendrin" beim Wort, existiert auch außerhalb dieser Programmsätze eine „Museumslandschaft". Ich muß mir und der in den Julia-Lesern verkörperten Öffentlichkeit eingestehen: Ich kenne nicht ein einziges, als bekennend unwissender Wagner-Ignorant nicht einmal Haus Wahnfried. Höchste Zeit also, Abhilfe zu schaffen!

In einem Anflug von Nostalgie, habe ich doch selbst noch das 10-Finger-System auf einer mechanischen Reiseschreibmaschine gelernt, suchte ich mir die Kuriosität des Schreibmaschinen-Museums aus und begab mich auf die Spur des Farbbandes (Buslinie 1). Ob mich wohl „prominente Schreibmaschinen" erwarten würden? Mir fiel einzig Homo faber ein – wahrscheinlich wurde Zeitgeschichte eher auf als von Schreibmaschinen geschrieben, angesichts weiterstürmender Computerentwicklung aber ohnehin eine anachronistische Frage. An der herrschaftlichen Villa der „Forschungs- und Ausbildungsstätte für Kurzschrift und Maschinenschreiben e.V." und mit Stacheln verdrahteten Mauern eines JVA-Trakts vorbei, fand ich über einen unbefestigten Weg mein Ziel.

Ursprünglich war die in den sechziger Jahren entstandene Sammlung in dem „alten Stenographenhaus" am Luitpoldplatz untergebracht, aber das baufällige neoklassizistische, als Nazivermögen an den Freistaat gefallene Bauwerk paßte nicht ins Stadtbild: Gerade erst abgerissen, entsteht dort nun ein mittelmäßiges Gebäude unter dem Motto „Wir bauen Hochhäuser" – aber scheinbar nicht hier. Der Umzug auf öffentlichen Grund hatte zur Folge, daß das Gebäude nur provisorischer Natur sein darf; seit dreizehn Jahren ist das Museum daher „vorläufig" in einer gedrungenen Holzbaracke untergebracht.

In der nüchternen Umgebung verbreiteten die fast alle noch funktionsfähigen, ungewöhnlichen Exponate eine eigenartige Atmosphäre: Nicht einmal 150 Jahre wurde die Schreibmaschine alt, als der Computer sie endgültig ablöste, dennoch bietet sie Raum für vielerlei Geschichten, die Herr Gebhardt, Leiter des Museums, zu erzählen weiß. Beim Gang durch das Museum drängen sich historische Bezüge auf, die Entwicklung ist wie jede andere von Fort- und Rückschritt geprägt. Ein Tüftler entwarf das erste Modell, dessen Nadellettern ohne Tastenbeschriftung das Papier buchstabenartig durchlöcherten. Eine Nachbildung ist hier ebenso zu finden wie erste Serienfertigungen aus Amerika mit Tasten sowohl für Groß- als auch Kleinschreibung. Zeitweise genoß die Schreibmaschine den Status edel verzierter Nähmaschinen und wurde wie diese mit dem Fußpedal betrieben. Andere tragen Namen wie „Erika", „Germania", „Prinzeß", „Tippa", „Liliput" oder „Mercedes aus Chemnitz". Auch Musiknotenschreibmaschinen oder japanische „Setz-Maschinen" mit 2.400 Zeichen und austauschbarem Satz von Fachbegriffen sind zu finden. Für „Wurstfingrige" empfiehlt sich eine Zeigermaschine, bei der keine Tasten anzuschlagen sind, sondern nur auf die Abbildung der Buchstaben gezeigt zu werden braucht. Unausgewogen ist dagegen die heutige Tastenverteilung: während die Tippweise von „richtig" permanenten Handwechsel fordert (gilt nicht für Zwei-Finger-Spezialisten), verweigert sich die rechte Hand beim „Wasserwerfer".

Man verläßt das Museum mit stillem Enthusiasmus: Die Exponate sind nicht nur in Technik und Optik jedes für sich eigen, sondern auch ganz Symbol ihrer Zeit. Sollte man sich für einen solch spontanen Besuch nicht begeistern können und auch die anderen musealen Herausforderungen (Spielzeug, Freimaurer, Bier) nicht annehmen wollen, sei eben doch das Haus Wahnfried oder der Faschingsball als (bayerisches) Traditionsgut empfohlen.

Deutsches Schreibmaschinenmuseum, Bernecker Str. 11, Telephon 2 34 45, Termine nach Vereinbarung. 

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Anemon Boelling